Nachhaltigkeit und Klimaneutralität: Auf dem Weg zur „grünen“ Supply Chain
By Gerald Scheffels für ifm
Hand aufs Herz: Wie nachhaltig ist Ihre Lieferkette? Wie hoch ist der Ressourcenverbrauch, der bei der Produktion Ihrer Zukaufteile und Ihrer Produkte anfällt? Wie hoch ist der CO2-Footprint pro Produkt? Und: Ist das überhaupt wichtig? Wenn ja: Finden Sie die Antworten in Ihrem SAP-System?
Um mit der vorletzten Frage zu beginnen: Ja, das ist wichtig – und es wird immer wichtiger. Jedes Unternehmen sollte dieses Thema sehr ernst nehmen. Dafür gibt es mehrere gute Gründe.
Zunächst: Wenn das Tempo der Erderwärmung nicht reduziert und der Temperaturanstieg nicht begrenzt wird, hat das gravierende Folgen für den Planeten. Das ist Konsens unter allen ernstzunehmenden Klimaforschern. Deshalb ist jedes Unternehmen aufgefordert, im Sinne von „Corporate Citizenship“ seinen Teil zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen und Energie beizutragen. Viele Unternehmen folgen diesem Weg, indem sie zum Beispiel schon bekanntgegeben haben, ab wann sie CO2-neutral produzieren werden. Dazu müssen sie ihren CCF – den Corporate Carbon Footprint – kennen und schrittweise reduzieren.
Nachhaltigkeit wird zum KPI, die Ermittlung des CO2-Footprint zur Pflicht
Unabhängig davon ist die (messbare) Nachhaltigkeit inzwischen zu einem „Key Performance Indicator“ geworden. Immer mehr Unternehmen veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte und dokumentieren ihre Bemühungen und Erfolge bei der Verkleinerung ihres CO2-Footprints.
Das geschieht aus ernsthafter Sorge um die Zukunft unseres Planeten sowie unseres Wirtschaftssystems. Es hat aber auch den durchaus erwünschten Nebeneffekt, dass Unternehmen, die sich um nachhaltiges Wirtschaften bemühen, ihr Image verbessern und als besonders verantwortungsbewusst wahrgenommen werden. Das wiederum bringt – abgesehen davon, dass Energie und Ressourcen gespart werden – in mehrfacher Hinsicht Vorteile:
- Kunden beziehen die Nachhaltigkeit zunehmend als Faktor in ihre Kaufentscheidungen ein – das gilt gleichermaßen für B2B und B2C.
- Der Imagegewinn wirkt sich positiv auf alle „Stakeholder“ aus. Seine Strahlkraft beleuchtet zudem auch die Arbeitgebermarke: ein großes Plus in Zeiten des Fachkräftemangels.
In einigen Branchen – insbesondere in der Automobilindustrie – erübrigt sich sogar die Frage, ob das Ermitteln von Nachhaltigkeits-Kennwerten sinnvoll oder wichtig ist. Es ist (oder wird sehr bald) einfach zwingend erforderlich. Die Hersteller fordern ihre Zulieferer auf, ihnen den CO2-Footprint der einzelnen Sonnenblende oder der Heckleuchte zu nennen, weil sie den Produktions-Fußabdruck ihrer Fahrzeuge ermitteln und dabei logischerweise auch die Zulieferteile einbeziehen.
Konkrete Angaben und Zahlen sind gefragt – aus drei Bereichen
Spätestens in dieser Situation muss der Hersteller konkrete, überprüfbare Zahlen nennen. Mit dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und der Bekundung von Sorge um den Planeten Erde ist es dann nicht mehr getan. Es steht die ganz konkrete Frage im Raum: Wie ermitteln wir die CO2-Bilanz für unsere Produkte und auch andere KPIs, die den Stand der Nachhaltigkeitsbemühungen dokumentieren?
Die naheliegende Antwort ist: Man sucht dort, wo die meisten Daten gesammelt werden – im ERP, genauer gesagt im SAP-System. Aber, um die Frage gleich zu beantworten: Kein noch so gut gepflegtes und ausgebautes ERP wird per Tastendruck den CO2-Footprint eines Produktes, das mithilfe ebendieses ERP produziert wurde, angeben oder errechnen können.
Dennoch muss man nicht vollständig auf Hilfe verzichten. Die SCM-Software der ifm unterstützt, indem sie Transparenz schafft und eine gezielte Absatz-, Bedarfs- und Bestandsplanung sowie eine solide Produktionsplanung ermöglicht.
Drei wesentliche Themenfelder sollen nachfolgend kurz betrachtet werden:
Erstens: Abstimmung von Bedarf und Bestand
Was ist auf Lager? Wie lange ist es haltbar? Ist es bereits geöffnet und muss schnellstens verbraucht werden? Welche Bedarfe stehen wann an? Wann muss welche Menge von welcher Ressource auf Lager sein? Was muss bis wann verbraucht werden? Welche Gebindegrößen sind sinnvoll?
Wenn ein Unternehmen diese Fragen beantworten kann, wird es Verschwendung vermeiden, da Bedarf, Bestand und Bestellung aufeinander abgestimmt sind. Hier kann die Procurement-Software der ifm sinnvoll unterstützen, denn sie weist auf Überbestände hin, alarmiert rechtzeitig bei Unterdeckung, gleicht Bedarf und Bestand ab und vieles mehr. Ein austarierter Materialfluss sorgt für schlanke Prozesse und vermeidet Verschwendung, Bodensatz und Ladenhüter.
Ein ganz einfaches Beispiel: Wenn sich für jedes Material wichtige Informationen wie das Mindesthaltbarkeitsdatum oder Besonderheiten in der Verwendung anhängen lassen, werden sinnvolle Mengen bestellt, anstatt Mengenrabatte mitzunehmen, die dazu führen, dass das Material verdirbt oder spröde wird und entsorgt werden muss.
Zweitens: Lieferanten in die Pflicht nehmen
Mit einer intelligenten Ein- und Anbindung der Lieferanten kann ein Unternehmen ebenfalls Einfluss auf die Öko-Bilanz nehmen. So ist es möglich, über eine browserbasierte Anwendung aus dem Hause ifm ohne EDI auch kleinere Lieferanten an das SAP-System anzuschließen. Auf diese Weise optimieren Lieferanten mit den zugewiesenen BANF-Infos die Transportkosten, bestimmen sinnvolle Lieferhorizonte und leisten damit einen positiven Beitrag zum Klimaschutz. Vorgaben bezüglich der Art der Lieferung, der gewählten Transportmittel etc. können diesen Effekt ergänzen und verstärken.
Drittens: Transportmittel effizient auslasten
Aus Gründen der Öko-Bilanz sollten Lkws grundsätzlich mit (nahezu) voller Beladung unterwegs sein. Bestellungen sollten daher so gebündelt werden, dass das eingeplante Transportmittel ausgelastet ist oder dass ggf. ein passendes größeres Transportmittel gewählt wird, da der CO2-Ausstoß in der Regel nicht linear mit der LKW-Größe steigt. Und bei kleineren Liefermengen sollte die Wahl auf ein kleineres Transportmittel fallen, um die Energieeffizienz zu verbessern. Das GIB Buying bietet genau diese Möglichkeiten – durch die sinnvolle Bündelung von Bestellungen. Das senkt übrigens nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch die Logistikkosten.
ABER: Die aufgeführten Klimaschutzmaßnahmen sind nur so gut und wirksam, wie die zugrunde gelegten Daten es zulassen. Nur wenn die Stammdaten im SAP Core entsprechend gepflegt und vollständig sind, kann die Software einen „gesunden“ und nachhaltigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.