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Grundlagen und Technologie
Was ist Schwingung?
Schwingungen sind Vorgänge, bei denen ein Körper eine periodische Bewegung vornimmt und bestimmte Merkmale wiederkehrend sind.
Eine harmonische Schwingung lässt sich durch eine Sinusfunktion beschreiben. Es gibt hierbei unterschiedliche Größen, welche für die Charakterisierung der Schwingung relevant sind:
Periode T bezeichnet das zeitliche Intervall, nach dem sich ein Vorgang vollständig wiederholt hat. Der Kehrwert einer Periode wird Frequenz bezeichnet (f = 1/T). Bei einer Motordrehzahl von 3000 Umdrehungen pro Minute, wiederholt sich die Drehung alle 20 ms (Periode T), was einer Frequenz von 50 Hz entspricht.
Amplitude A beschreibt die maximale Auslenkung einer Schwingung aus seiner Nulllage. Hierbei gibt es unterschiedliche Begrifflichkeiten, welche im Zusammenhang mit der Amplitude verwendet werden können. Neben dem klassischen Spitzenwert-Wert (=Amplitude, Peak), sind der Effektivwert (=RMS - Wert) und die Schwingbreite (=2x Amplitude, Peak-Peak) noch zwei gängige Begrifflichkeiten.
Phase bezeichnet die Winkelfunktion oder den zeitlichen Versatz eines periodischen Vorgangs, z.B. einer Sinusfunktion zu einer Referenz (zum Beispiel Impuls eines Drehgebers). In unserem Fall ist die Phase eine wichtige Größe beim Auswuchten eines rotierenden Systems, um die Positionierung des Ausgleichsgewichts zu ermitteln.
In der Praxis überlagern sich viele unterschiedliche harmonische Schwingungen, weshalb im Zeitsignal die einzelnen Sinusfunktionen meist nicht mehr erkennbar sind.
Zeitbereich vs. Frequenzbereich
Zeitbereich
Bei der Analyse im Zeitbereich wird das komplexe überlagerte Schwingungssignal über den zeitlichen Verlauf dargestellt und analysiert. Durch das Auftreten von dominanten, transienten Signalen oder Mustern im Zeitsignal können Rückschlüsse über Schädigungen getroffen werden.
Beispielsweise erzeugen Lagerschäden im frühen Stadium ihrer Schädigung nadelartige, periodische Amplituden im Zeitsignal.
Im Zeitbereich werden typischerweise Zustandskennwerte als Effektivwert (RMS) oder Spitzenwert (Peak) gebildet.
Im Bereich der Schwingungsüberwachung wird beispielsweise der Effektivwert der Schwinggeschwindigkeit (v-RMS) für Unwucht, Fehlausrichtung und Lockerung verwendet, Effektivwert der Schwingbeschleunigung (a-RMS) für Reibungen oder Mangelschmierung in Getrieben oder Lagern.
Ein verbreiteter Kennwert für Spitzenwerte ist der sogenannte Spitzenwert der Schwingbeschleunigung (a-Peak), dieser repräsentiert transiente Ereignisse z.B. in Folge von Lagerschäden oder einem plötzlichen Maschinencrash.
Frequenzbereich
Bei der Analyse im Frequenzbereich wird das komplexe überlagerte Zeitsignal mittels einer Fast-Fourier-Transformation (=FFT) in seine Frequenzanteile und Amplituden zerlegt. Dadurch lassen sich dominante Frequenzen, z.B. die Unwucht Frequenz, im Schwinggemisch schnell und eindeutig erkennen.
Eine besondere Form der FFT ist das Hüllkurvenspektrum (= H-FFT) hierbei werden die periodischen Stoßimpulse (beispielsweise eines Wälzlagerschadens) welche die Eigenfrequenz des Systems anregen, demoduliert und entsprechend vorgefiltert. Die Hüllkurvenanalyse hat insbesondere bei Wälzlagern oder einer komplexen Maschinenkinematik (zum Beispiel Getriebe) den Vorteil, dass die auftretenden, wiederkehrenden Stoßimpulsfrequenzen des schädigenden Bauteils eindeutig zu erkennen sind.
Breitbandige vs. schmalbandige Messung
Breitbandige Messung
Bei einer breitbandigen Messung wird der gesamte Frequenzbereich eines Signals, mit allen Frequenzkomponenten, erfasst und analysiert. Dabei werden Messungen über einen weiten Frequenzbereich (zum Beispiel 2…1000 Hz) durchgeführt und daraus Zustandskennwerte (zum Beispiel Effektivwert der Schwinggeschwindigkeit v-RMS) gebildet, welche in Echtzeit übertragen werden und eine Zustandsüberwachung ermöglichen.
Schmalbandige Messung
Bei einer schmalbandigen Messung konzentriert sich die Erfassung auf einen engen Frequenzbereich beziehungsweise einzelne Frequenzen innerhalb des Gesamtspektrums. Schmalbandige Messungen werden häufig eingesetzt, wenn das Interesse auf eine bestimmte Frequenzkomponente (zum Beispiel die Lagerfrequenzen eines Wälzlagers) oder einen bestimmten Frequenzbereich gerichtet ist
Unterschiedliche Schwingungskennwerte und ihre Bedeutung
Schwingweg d
Schwingweg ist der tatsächliche Bewegungsweg eines Messpunktes von seiner Ruheposition, somit können zyklische Bewegungen einer Applikation erfasst werden, z. B. Förderbewegung oder Zustand der Dämpfungselemente eines Schwingförderers. Typischerweise wird der Schwingweg in einem Frequenzbereich unter 500 Hz erfasst.
Schwinggeschwindigkeit v
Die Schwinggeschwindigkeit, insbesondere der Effektivwert, ist ein guter Indikator für das Maß der Energie, die auf eine Maschine einwirkt. Vor allem Unwucht, Lockerungen, Fehlausrichtungen oder Riemenprobleme können einen Anstieg des v-RMS zur Folge haben. Typischerweise befinden sich diese Applikationen in einem Frequenzbereich von 2…1000 Hz (gemäß ISO 10816-3 bzw. ISO 20816-3).
Schwingbeschleunigung a
Hochfrequente, breitbandige Kennwerte wie der a-Peak oder a-RMS sind ein bewehrter Indikator für Lagerschäden, Anstreifungsvorgänge, Reibungen oder auch Kavitation. Die hochfrequenten Beschleunigungsspitzen werden gerade im frühen Stadium einer Schädigung nicht im ISO 20816 Frequenzbereich abgedeckt. Dadurch ist die Schwingbeschleunigung ein guter Frühwarnindikator für die kurzen, transienten Stoßimpulse eines anbahnenden Lagerschadens oder von Getriebezahnfehlern.
Crest-Faktor
Ein besonderer Kennwert der Schwingbeschleunigung ist der sogenannte Crest-Faktor, dieser ist definiert als der Quotient aus dem Spitzenwert und dem Effektivwert:
Crest = a−Peak / a−RMS
Der Crest-Faktor ist ein bewährter Kennwert bei der Bewertung eines Lagerschadens. Gerade im frühen Stadium des Lagerschadens treten einzelne Stoßimpulse beim periodischen Durchlaufen eines Pittings auf. Diese Stoßimpulse führen zu einem Anstieg des a-Peaks. In dieser Phase bleibt der a-RMS jedoch noch verhältnismäßig klein. Mit Voranschreiten der Schädigung wird die Häufigkeit der Pittings größer und auch die Intensität der Stoßimpulse nimmt zu, das hat auch einen Anstieg des a-RMS zur Folge. Gerade in dieser Anfangsphase zwischen hohen a-Peak und niedrigen a-RMS Werten ist der Crest-Faktor ein hilfreicher Zusatzindikator, um den Lagerschaden frühzeitig zu identifizieren, da in dieser Phase auch der Crest-Faktor hoch sein muss und mit steigenden a-RMS Werten allmählich fällt.
Lageranalyse-Kennwert BearingScout™
Zur Lageranalyse bietet sich der Kennwert BearingScout™ an. Dieser Kennwert ist eine besondere Form der Hüllkurvendemodulation (vergleichbar zur H-FFT). Im Vergleich zur konventionellen H-FFT erfolgt die Berechnung mit einer sehr schnellen Berechnungszeit von wenigen Millisekunden. Der Kennwert kann schmalbandig zur Lageranalyse oder breitbandig für Getriebeprobleme verwendet werden.
Einachsige vs. mehrachsige Messung
In den meisten Applikationen ist eine einachsige Schwingungsmessung ausreichend, da sich die Hauptschwingung in radialer Richtung zur Welle befindet.
Eine 3-achsige Messung kann jedoch entscheidende Vorteile hinsichtlich Funktion, Flexibilität und auch Kosten mit sich bringen.
Beispielsweise kann die Steifigkeit von Maschinen je nach Kinematik und Konstruktion, axial, horizontal oder vertikal eine unterschiedliche Intensität oder Ausprägung haben. Eine 3-achsige Messung gibt Flexibilität hinsichtlich der Montage und erfasst alle drei Dimensionen und damit auch unterschiedliche Anregungen zielgerecht.
Zusätzlich haben bestimmte Maschinengeometrien und gewisse Fehlerbilder einen erheblichen Einfluss auf die Richtung der Schadensausprägung. Beispielsweise kann eine Fehlausrichtung der Welle in axialer oder radialer Richtung dominant sein oder Unwucht / Schläge bei bestimmten Maschinengeometrien sich auch in unterschiedlichen Richtungen stärker ausprägen.
Was ist Resonanzfrequenz?
Die Eigenfrequenz ist eine spezifische Frequenz eines Gesamtsystems, welche selbst bei kleinsten Anregungen bereits Schwingungen mit großen Amplituden hervorruft. Liegt die Anregungsfrequenz oder ein ganzzahliges Vielfaches in der Nähe der Eigenfrequenz des Systems, spricht man von Resonanz.
Ein Gesamtsystem hat mehrere Eigenfrequenzen, sodass durch Anregung mehrfach Resonanz erzeugt werden kann. Beispielsweise hat ein Gesamtsystem bestehend aus einem Elektromotor und einem Schwingungssensor auch unterschiedliche Eigenfrequenzen, somit kann im Beschleunigungssignal des Sensors die Resonanz des Motors, aber auch die eigene Resonanz enthalten sein.
Die Eigenfrequenz des Systems wird durch die Masse und Steifigkeit definiert. Durch die Dämpfung eines Systems wird die Verstärkung der Anregung bei einer Eigenfrequenz bestimmt.